Schafwolle
Schafwolle – Die wichtigste Naturfaser für hochwertige Teppiche
Schafwolle ist die bedeutendste natürliche Textilfaser für die Teppichherstellung. Kein anderes Material vereint auf so natürliche Weise Strapazierfähigkeit, Elastizität und Wohnkomfort. Neben der Wolle von Schafen werden auch Fasern von Kamelen, Ziegen oder Kaninchen verarbeitet – diese eignen sich jedoch eher für Bekleidung oder Decken und finden im Teppichbereich nur selten Anwendung.
Herkunft und Bedeutung der Wolle
Die wichtigsten Wollproduzenten weltweit sind Australien, Argentinien, Indien, Großbritannien und Nordirland. Besonders in handgeknüpften Teppichen findet robustere Teppichwolle ihren Einsatz – sie muss ganz anderen Belastungen standhalten als etwa feine Merinowolle für Kleidung.
Arten der Wollgewinnung
Wolle wird auf verschiedene Arten gewonnen. Entscheidend für die Qualität eines Wollteppichs ist, welche Art von Wolle verwendet wurde:
Schurwolle
Die hochwertigste Form ist Schurwolle – frisch vom lebenden Schaf geschoren, ohne dass die Fasern beschädigt werden. Ein Schurvorgang liefert ein zusammenhängendes Vlies von 1 bis 6 kg, das nach Feinheit, Länge, Kräuselung, Glanz, Elastizität, Sauberkeit und Farbe bewertet wird. Die beste Wolle stammt dabei vom Schulterbereich, die minderwertigste vom Schwanz. Für Teppiche wird meist eine robustere Schurwolle verwendet – ideal für langlebige Qualität.Hautwolle
Diese Wolle wird nach dem Schlachten aus den Fellen der Tiere gewonnen. Ihre Qualität ist geringer als bei Schurwolle.Reißwolle
Hierbei handelt es sich um recycelte Wolle aus Produktionsabfällen. Durch das mechanische Zerfasern leidet die Faserqualität deutlich. Dennoch trägt Reißwolle zur nachhaltigen Nutzung des gesamten Tieres bei – im Sinne eines ganzheitlichen „Nose-to-Tail“-Prinzips.
Von der Rohwolle zum fertigen Teppichmaterial
Bevor Wolle zu Teppichen verarbeitet werden kann, durchläuft sie mehrere Reinigungsschritte. Rohwolle enthält Wollfett, Schweiß sowie pflanzliche Rückstände wie Stroh oder Kletten. Diese werden zunächst gewaschen und anschließend in einem Karbonisierungsofen bei 100–125 °C verkohlt und ausgeklopft.
Es folgen weitere Prozesse wie Wolfen, Entfetten, Entwirren und Kämmen – bis hin zur Spinnerei. Je nach Anwendung wird die Wolle als lockere Flocke oder als Garn weiterverarbeitet.
Für handgefertigte Teppiche wird die Wolle exakt nach Farbwunsch eingefärbt. Das ist ein anspruchsvoller Arbeitsschritt, denn jedes Vlies nimmt die Farbe individuell auf. Kleine Farbnuancen – sogenannte Abrasch – sind dabei keine Fehler, sondern Zeichen echter Handarbeit und schaffen lebendige, natürliche Schattierungen im Teppichbild.